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Die Nebel von Avalon (Rezension)

Marion Zimmer Bradley gelang im Jahre 1982 mit der Veröffentlichung ihres Fantasy-Romans „Die Nebel von Avalon“ ein großer Wurf, der innerhalb der Anhängerschaft von Romanen des Genres Fantasy als literarische Sensation gefeiert wurde. Der Roman verquickt den alten Sagenstoff um Artus und seine Ritter der Tafelrunde mit Elementen keltischen Zauberglaubens und nimmt in der Erzählperspektive die weibliche Sicht ein. Es ist Morgaine, die Halbschwester von König Artus, die ihren Blick auf die Geschehnisse um den sagenhaften König richtet und diese neu gewichtet. Die feministische Sichtweise beschränkte das Werk jedoch nicht auf eine weibliche Leserschaft, denn auch männliche Leser ließen sich von dem mehr als 1000 Seiten starken Roman in den Bann ziehen.

Gefahr für die Ordnung der alten Welt

Die Insel Avalon ist ein heiliger Ort, der sich zwischen der Welt der Götter und der Sterblichen befindet. Die Heimat der Priesterinnen, die die Muttergöttin anbeten, droht jedoch ebenso in den Nebeln der Zeit unterzugehen wie einst das Land der Feen. Allein wenige kundige Menschen, die noch im alten Glauben verwurzelt sind und noch nicht den Lehren des Christentums folgen, hindert der Nebelschleier nicht, auf die sagenumwobene Insel zu gelangen. Dem Untergang Avalons stemmt sich Viviane entgegen, die Herrin vom See und Hohepriesterin der Insel. Beim Einsatz ihrer Mittel und Methoden zeigt sie sich als wenig wählerisch und schreckt auch nicht davor zurück, zugunsten des Fortbestehens der heiligen Insel das Wohlergehen ihre Liebsten zu opfern. Sie erwählt ihre Schülerin Morgaine, die alte Welt davor zu bewahren, unwiderruflich im Nebel der Zeit zu versinken. Doch erreicht Morgaine dieses Ziel oder wird Avalon dem Vergessen anheimfallen?

Artus als Hoffnungsträger für Avalon

Taliesin, Merlin von Britannien und Druide von Avalon, beschließt gemeinsam mit Viviane, der Hohepriesterin des alten keltischen Glaubens, König Uther mit Ingraine zu vermählen, die als Tochter des Druiden und Vivianes Halbschwester eine enge Beziehung zu Avalon pflegt. Der Druide und die Hohepriesterin setzen die Hoffnung auf das Fortbestehen Avalons außer in Morgaine vor allem in das Kind, das aus dieser Verbindung hervorgehen wird. So soll gemäß der Weissagung ein Sohn das Licht der Welt erblicken, der den christlichen mit dem keltischen Glauben versöhnen wird.

Morgaine als Heldin des Romans

Artus wird geboren. Die Prüfungen, die der Jüngling bestehen muss, um sich als Herrscher über Britannien zu empfehlen, seine späteren Taten als König sowie die Abenteuer seiner Ritter der Tafelrunde nehmen zwar eine zentrale Rolle in der Erzählung ein, eigentliche Heldin des Romans ist jedoch Morgaine, Tochter Ingraines aus erster Ehe und Artus Halbschwester. Viviane, die zurückgezogen auf der Insel Avalon lebt, erzieht Morgaine, bildet sie aus, unterrichtet sie in verschiedenen Zauberkünsten und bereitet sie darauf vor, dereinst ihre Nachfolgerin zu werden. Alljährlich findet auf Avalon ein Wettkampf der Jünglinge statt, die versuchen, schneller zu laufen als der mächtigste Hirsch. Nur derjenige von ihnen, der aus diesem Wettstreit als Sieger hervorgeht, kann sich als zukünftiger König der Treue seiner Untertanen versichern. Zum Hirschkönig gekürt teilt er im Verlauf der rituellen Zeremonie das Lager mit der jungfräulichen Jägerin. Das Schicksal nimmt seinen Lauf, als Artus die Rolle des Hirschkönigs einnimmt und Morgaine die jungfräuliche Jägerin verkörpert, denn ihr Wissen um die Verwandtschaft zwischen beiden verschweigt Viviane. So verbringen die Geschwister nichtsahnend die Nacht miteinander und entdecken erst am Morgen, wer der jeweils andere wirklich ist. Aus der Vereinigung geht ihr Sohn Mordred hervor, der zum schicksalsbestimmenden Faktor für Artus wird.

Liebe, Hass, Eifersucht, Intrigen und Mord

Der komplexe Handlungsaufbau des Romans verläuft über die drei Teile „Die Hohepriesterin“, „Die Königin“ und „Der Hirschkönig“. Jedes dieser Kapitel wird aus der Erzählperspektive eines anderen Protagonisten geschildert, wobei Morgaine als Ich-Erzählerin fungiert, die die Geschehnisse kommentierend begleitet. Die handelnden Figuren sehen sich harten schicksalsbestimmenden Prüfungen gegenüber und befinden sich gefangen in einem Netz aus Intrigen, aus dem falsche Entscheidungen resultieren, die sich in vielfacher Weise auf ihre Lebenswege auswirken. So liebt etwa Morgaine ihren Cousin Lancelot, während dieser besessen ist von seiner Leidenschaft zu Artus‘ Frau Gwenhwyfar, mit der Artus sich vor allem aus politischem Kalkül vermählte. Morgaines Freundschaft zu Artus wandelt sich sukzessive in Hass, da sie sich und ihren Glauben durch ihren Halbruder und Vater ihres Kindes verraten fühlt. Als ihr gemeinsamer Sohn Mordred sich gegen Artus erhebt und sich die beiden Männer in Feindschaft gegeneinanderstellen, ist Morgaine zu weit entfernt, um in den Kampf einzugreifen. Artus Rückkehr nach Avalon vollzieht sich nun, jedoch in völlig anderer Weise, als von den Anhängern des alten Glaubens gewünscht.

Feminine Sichtweise der Artussage

Der Roman "Die Nebel von Avalon" wurde häufig feministisch interpretiert, da die Thematisierung des Übergangs vom Matriarchat zum Patriarchat einer seiner wesentlichen Bestandteile ist. So wurde das Werk dann auch zunächst als reiner Frauenroman eingestuft, bis Umfragen verdeutlichten, dass Männer ebenso fasziniert von der Geschichte um die Hohepriesterin Morgaine sind, die König Artus und seine Ritter der Tafelrunde aus ihrer Sicht beschreibt. Die alte Artussage erhält durch die fantastischen Geschehnisse, die mit der Ausübung keltischen Zaubers verknüpft sind, in Zimmer Bradleys Roman neue Schwerpunkte, die die Autorin mit allen Mitteln der dramatischen Erzählkunst zu einem opulenten Werk webt. Neben den Einblicken in die Rollenerwartungen des Mittelalters wird der Konflikt zwischen dem Heiden- und Christentum mittels des Kampfs Vivianes und Morgaines für den alten heidnischen Glauben an die Muttergottheit geschildert, der in der Insel Avalon seine symbolische Verdichtung erfährt. Ihren Protagonisten haucht die Schriftstellerin Leben ein, indem sie dem Leser tiefe Einblicke in deren Seelenleben, Gedanken und innere Konflikte gewährt. Marion Zimmer Bradley begeisterte sich seit ihrer Kindheit für das Mittelalter und insbesondere für die Artussage. Die Qualität des Romans begründet sich unter anderem darin, dass die Autorin zugunsten einer umfassenden Recherche von Bibliothek zu Bibliothek reiste sowie einige Religionsgemeinschaften kontaktierte, die an keltischen religiösen Vorstellungen festhalten, um ein genaues und fundiertes Bild dieses alten Glaubens zeichnen zu können. Bei der Darstellung des Christentums und der keltischen Religion verzichtet Zimmer Bradley auf Kritik an den jeweiligen Systemen, sondern überlässt es ganz ihrer Leserschaft, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen.

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