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Aberglauben, schwarze und weiße Magie

Im Allgemeinen verbindet sich mit dem Begriff Magie die Idee des geheimnisvollen und okkulten Wissens, das nur von wenigen Eingeweihten beherrscht wird. Entgegen dieser Annahme wurden im Mittelalter vielfältige magische Rituale von Angehörigen aller Schichten praktiziert. Dabei differenzierten sich die jeweils durchgeführten magischen Rituale bedingt durch die unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen der einzelnen Stände allerdings hinsichtlich der verwendeten Materialien. So blieb dem einfachen Volk beispielsweise der Bereich, in dem Edelsteine mit magischen Eigenschaften eingesetzt wurden, aufgrund der Kostspieligkeit der Bestandteile verschlossen.

Magie und Aberglauben

Magie und Aberglauben lassen sich bisweilen kaum voneinander unterscheiden, da bei beiden Bereichen rituelle Handlungen zu beobachten sind. Im Wesentlichen differenzieren sie sich jedoch dadurch, dass die Vorstellung übersinnlicher kausaler Wirkungszusammenhänge beim Aberglauben vorherrschend ist, die zu bestimmten Schutzmaßnahmen führt, während die Magie aktiv in menschliche Schicksale und zukünftige Ereignisse eingreifen will. Da Aberglauben aus kirchlicher Sicht jedoch eine Abkehr vom wahren Glauben und jede abergläubische Handlung einen Pakt mit dem Teufel oder mit Dämonen bedeutete, wurde solches Verhalten als ebenso verdammungswürdig eingestuft wie die Magie.

Verdrängung heidnischer Kulte

Heidnische Kulte wurden im Zuge der Christianisierung sukzessive verdrängt. Der Glaube an übernatürliche Wesen wie Feen, Zwerge, Riesen oder Gespenster und die Vorstellung, dass alle Dinge in der Natur von Geistern beseelt sind, lebte jedoch im Aberglauben weiter. Das durch Analogien gekennzeichnete Denken führte dabei zu einer ganzen Reihe von abergläubischen Tabus und Empfehlungen, die sich unter anderem an zahlreichen Nahrungsverboten ablesen lassen. So bestand beispielsweise für schwangere Frauen das Verbot des Essens eines Hasenkopfs, da das Kind ansonsten mit einer Hasenscharte gezeichnet sein sollte. Auch die Haushaltsführung zeigte sich durchsetzt von abergläubischen Ansichten, die mit übernatürlichen Drohungen einhergingen. Eine Frau, die etwa Unordnung zuließ, beschwor nach damaliger Auffassung den Besuch eines Dämons herauf.

Den Tod oder zumindest einen Schlaganfall fürchteten Männer, die gegen das Tabu verstoßen hatten, in den heimischen Kamin oder gegen eine Kirchenmauer zu urinieren. Die am weitesten verbreitete abergläubische Vorstellung bezog sich jedoch auf den „bösen Blick“, der manchen Personen angeblich anhaften sollte. Zum Schutz davor benutzte man Amulette oder führte verschiedene Gesten aus, die sich zum Teil bis heute erhalten haben, jedoch in ihrer Bedeutung umgewertet worden sind und nun als obszön gelten wie etwa die Platzierung des Daumens zwischen Zeige- und Mittelfinger. Auch der Brauch, eine Braut über die Schwelle des Hauses zu tragen, hat seinen Ursprung im Aberglauben des Mittelalters. Während dieses Ritual heute einfach nur Glück verheißen soll, bedeutete es seinerzeit, dass damit sichergestellt werden sollte, dass die Braut nicht von bösen Geistern heimgesucht werden konnte wie etwa dem Geist einer verstorbenen ersten Ehefrau.

Weiße und schwarze Magie

Mit dem Begriff Naturmagie oder auch weiße Magie wurde ein Bereich bezeichnet, der zwar okkulte, zugleich aber auch natürliche Energien zu nutzen versuchte. Bis in das 13. Jahrhundert hinein wurden die Bereiche weiße und schwarze Magie nicht getrennt voneinander betrachtet, da für beide Formen der Magie die Annahme galt, dass sie sich dämonischer Kräfte bedienten. Die Einstufung als schwarze oder dämonische Magie war mit der Beschwörung böser Geister gegeben, deren Fähigkeiten durch magische Rituale zum Vorteil oder Schaden eines Menschen nutzbar gemacht werden sollten. Schwarze und weiße Magie vermischten sich in der Realität der mittelalterlichen Tradition jedoch häufig. Elemente schwarzer Magie lassen sich auch in Praktiken weißer Magie nachweisen. So wird etwa die Kräutermedizin des Volkes bei der Behandlung von Krankheiten oft durch magische Beschwörungsformeln unterstützt.

Weiße Magie oder Naturmagie

Die natürliche Magie und ihre okkulten Kräfte wurden innerhalb der Naturwissenschaften erforscht. Dabei sah sich die Wissenschaft aufgrund des zeitbedingten Forschungsstands mit einem hohen Anteil an verborgenen Eigenschaften konfrontiert, die auch deshalb als magisch eingestuft wurden, weil die Ursachen und Wirkungen noch unbekannt waren. Es war üblich, die meisten Pflanzen, Tiere und Steine mit Eigenschaften ihrer physischen Beschaffenheit zu erklären. So sollte etwa eine Pflanze, die als feucht klassifiziert wurde, gegen Krankheiten helfen, deren Ursache große Trockenheit oder Hitze ist. Diesen offen liegenden Eigenschaften stehen die okkulten gegenüber. Wenn eine Pflanze Wirkungen zeigte, die sich nicht ableiten ließen, bezeichnete man diese als okkult. Diese Phänomene gehörten somit zum Forschungsgegenstand der Wissenschaft von der natürlichen Magie.

Symbolik, Antipathie und Sympathie

Des Weiteren spielte die symbolische Qualität eines Objekts eine zentrale Rolle. Bei diesen Klassifizierungen kam es nicht auf die innere Struktur oder die Eigenschaften an, sondern es wurde aus der äußeren Form auf eine bestimmte Wirkung geschlossen. Eine Pflanze, die die Form einer Leber aufwies, sollte dieses Organ demgemäß heilen können. Zu dieser als sympathetisch bezeichneten Magie existierte das gegenläufige Prinzip der Antipathie. So definierte das Mittelalter beispielsweise den Wolf in einer Beziehung der Antipathie zum Schaf. Da der Wolf stärker ist als das Schaf, zog man die Schlussfolgerung, dass eine Trommel lauter töne, wenn sie mit Wolfshaut anstatt mit Schafshaut überzogen sei. Die bereits in der Antike geläufige Idee, dass sich Dinge in der Natur in einer Beziehung von Sympathie und Antipathie befinden, galt im Mittelalter als völlig normale Denkfigur, die in anderen Bereichen ebenfalls große Bedeutung hatte, vor allem aber in der Magie zur Anwendung gelangte.

Animistische Vorstellungen

Großen Einfluss nahmen auch animistische Vorstellungen bezüglich der Einschätzung von Ursachen magischer Effekte. Ein solcher Glaube beinhaltete, dass alle Dinge in der Natur von jeweils individuellen Geistern beseelt seien. Diese Idee schloss allerdings die Vermutung ein, dass die Geister sich gegen denjenigen wenden konnten, der versuchte, das jeweilige Objekt zu nutzen. Eine Pflanze, der besonders ausgeprägte magische Kräfte nachgesagt wurden, war die Alraune, deren Wurzel einer menschlichen Gestalt gleicht. Wenn ihre Wurzel ausgegraben werden sollte, bewerkstelligte man dies, indem man das eine Ende einer Schnur an der Pflanze befestigte und das andere Ende an den Hals eines Hundes band. Somit zog das Tier die begehrte Wurzel aus der Erde, sodass sich die der Pflanze innewohnenden Geister gegen den Hund richten und an diesem Rache nehmen würden.

Schwarze Magie oder dämonische Magie

Alle Formen der Zauberei zählten zum Bereich der schwarzen Magie. Zu den häufigsten Delikten, die in Strafprozessakten überliefert sind, gehörten Liebeszauber, Impotenzzauber, Beschwörung von Geistern und Dämonen, Unwetterzauber, Bilderzauber und Wahrsagerei. Die Verfluchung bildete insofern eine Ausnahme, als sie selten nachgewiesen werden konnte, da sie zumeist in Abwesenheit des Opfers ausgesprochen wurde. Gleiches gilt für das Delikt des Vergiftens mittels eines Zaubertranks. Auch dieses kam wegen der schwierigen Beweislage nur relativ selten zur Anzeige. Hinsichtlich aller magischen Rituale existierte die Vorstellung, dass sie sich teilweise nur dann als wirkungsvoll erweisen sollten, wenn die Geheimhaltung vor dem Opfer gewährleistet war. Der hauptsächliche Grund für das heimliche Treiben lag allerdings in der Verfolgung der Magie durch die weltliche und geistliche Obrigkeit.

Schwierigkeiten bei der eindeutigen Zuordnung: schwarze oder weiße Magie?

Generell lässt sich festhalten, dass die weiße Magie dazu tendierte, Krankheiten zu heilen oder vor Übel zu schützen. Die schwarze Magie zielte dagegen darauf ab, anderen Menschen Schaden zuzufügen oder dem Magier Vorteile zu sichern, die er ohne Einsatz magischer Rituale nicht zu erlangen glaubte. Die Schwierigkeiten bei der Unterscheidung ergeben sich daraus, dass sich die magischen Praktiken beider Bereiche ähneln und bei den Zielen häufig Überschneidungen zu beobachten sind. So fiel beispielsweise der Liebeszauber grundsätzlich in die Kategorie schwarze Magie. Diente der Zauber jedoch nicht dazu, einen verheirateten Menschen zum Ehebruch zu verleiten, sondern die Liebe des eigenen Ehepartners zurückzugewinnen, wurde solcher Zauber von den meisten mittelalterlichen Zeitgenossen zwar als böse eingestuft, zugleich aber auch als weniger verwerflich betrachtet. Liebeszauber galt dementsprechend als eine Form des Schadenszaubers, da hier versucht wurde, mit magischen Mitteln Macht über den Willen eines anderen Menschen zu erlangen.

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