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Die Hanse

Das germanische Rechtswort Hanse leitet sich ursprünglich vom althochdeutschen „Hansa“ (Schar) ab und ist in dieser Bedeutung im Frühmittelalter belegt. Ab dem 12. Jahrhundert findet sich der Begriff vermehrt in Schriften. Er steht nun für den genossenschaftlichen Zusammenschluss von Männern mit gleicher Zielsetzung. Nach und nach bezieht sich die Bezeichnung Hanse auf Kaufleute, die sich zusammenschließen und gemeinsam Handelsreisen unternehmen, ihren Geschäften dabei jedoch getrennt nachgehen.

Grundausrichtung der Hanse

Die Hanse agierte vorwiegend im Bereich des ins Ausland gerichteten Fernhandels. Es lassen sich drei wichtige Kriterien unterscheiden, die das Wesen der Hanse bestimmten. Zu diesen gehörte das Recht gemeinsam ausgeübter Handelstätigkeiten (Kaufmannsgilde, Zunft). Des Weiteren zählte die Gemeinschaft reisender Kaufleute mit identischen Zielorten zu den kennzeichnenden Merkmalen. Außerdem musste bei Teilnahme am gemeinsamen Handel eine Abgabe entrichtet werden. Die Grundausrichtung der Hanse war eindeutig wirtschaftlicher Natur. Trotzdem entwickelte sie sich im spätmittelalterlichen Europa zu einem bedeutsamen politischen und kulturellen Faktor. Die Hanse zeigte sich sowohl wirtschaftlich als auch militärisch erfolgreich, obwohl die einzelnen Mitglieder weiterhin unter weltlicher oder kirchlicher Herrschaft standen und keineswegs souverän waren.

Ursprung der Hanse

Ein genaues Gründungsjahr der Hanse lässt sich nicht feststellen. Der Ursprung der Hanse ist sowohl im freien Zusammenschluss von Kaufleuten als auch in den Privilegien zu sehen, die bestimmten Gruppen von Händlern in ausländischen Handelsorten lokal oder regional verliehen wurden. Als älteste deutsche Hanse gilt die der Kölner Englandfahrer, der Händler aus Hanse-Kaufmann Georg Giese in Londonanderen niederrheinischen Städten ebenfalls angehörten. Die „homines imperatoris“ genannten Kölner Kaufleute erlangten bereits im Laufe des 11. Jahrhunderts eine besondere Stellung in London. Im 12. Jahrhundert, etwa um das Jahr 1157, stellte der englische König Heinrich II. die Gildehalle der Kölner unter seinen Schutz, befreite die Kaufleute von höheren Abgaben und gewährte ihnen günstige Bedingungen für den Verkauf bestimmter Waren wie beispielsweise Wein. Ab 1194 erhielten die Kölner auf Geheiß König Richards I. freien Verkehr zu allen Marktplätzen im gesamten Land.

Entstehung einer Gesamtorganisation

Neben den Kölner Kaufleuten waren im 12./13. Jahrhundert weitere Hansen in London vertreten. Zu diesen gehörte beispielsweise ein Zusammenschluss von Händlern aus den flandrischen Städten. Im ausgehenden 13. Jahrhundert fand jedoch ein Konzentrationsprozess statt, der dazu führte, dass ab 1281 nur noch die Hanse deutscher Fernhändler in der „Gildhalla Theutonicum“ ihre Dependance hatte. Parallel zu dieser Entwicklung schlossen sich die deutschen Kauffahrer in Bergen zusammen. Einen wichtigen Fixpunkt zur Ausbildung der späteren Hanse als Gesamtorganisation bildete die Gründung der Genossenschaft der Kaufleute des Reiches. Diese bestand aus den sogenannten Gotlandfahrern, die ihre Handelsaktivitäten von Visby aus organisierten und unter anderem Handelsverträge mit dem russischen Nowgorod abschlossen. Sie gründeten dort mit dem Petershof ein eigenes Kontor.

Städtegründungen als wichtiger Faktor

Ein weiterer Faktor begünstigte das Entstehen einer Gesamthanse, der später sämtliche Kaufleute vom Niederrhein bis zum Baltikum angehören sollten. So hing das Fernhandelssystem in seiner Entwicklung eng mit der Neugründung und dem Wachstum der Städte zusammen, in denen sich Kaufmannssiedlungen bildeten. Im Rahmen der Besiedlung östlich der Elbe, an der sich maßgeblich Siedler aus westfälisch-sächsischen Landen beteiligten, entstanden neue Städte an der Ostseeküste und im Binnenland. Infolge dieser Stadtneugründungen verlagerte sich der Schwerpunkt des hansischen Handels zunehmend in den Ostseeraum. Die Gründung der ersten deutschen Ostseestadt Lübeck (1143/1159) als Tor Westeuropas zum Osten ließ neue Handelsrouten zwischen den westeuropäischen Gebieten und dem rohstoffreichen Russland im Osten entstehen. Deshalb gilt die Gründung dieser Stadt und der damit verbundene Zugang zur Ostsee heute als einer der wichtigsten Entwicklungsschritte der Hanse. Mit Hamburg an der Nordsee und Lübeck als Ostseehafen verfügte die Hanse nun über den bevorzugten Verbindungsweg zwischen Nord- und Ostsee.

Verdrängung der Konkurrenz

Die Hanse verband den Land- und Seeverkehr miteinander. Zahlreiche ältere Konkurrenten im Fernhandel wie etwa die Russen, Friesen, Skandinavier, Engländer und Flamen wurden überflügelt und gezielt verdrängt. Die bereits erschlossenen Handelswege der konkurrierenden Händler übernahm die Hanse und erreichte mit der Zeit eine monopolartige Vormachtstellung im Nord- und Ostseehandel.

Autonomiestreben der Städte

Die Könige und Kaiser des Reiches hatten die Kaufleute unter ihren persönlichen Schutz gestellt. In den Wirren nach dem Zusammenbruch der Stauferherrschaft entfiel dieser jedoch. Die aufstrebenden Städte, nicht etwa kirchliche oder weltliche Fürsten, kümmerten sich nun um die Sicherheit der Handelswege und gewährten den Kaufleuten ihre Handelsprivilegien. Außerdem strebten die Städte verstärkt nach Autonomie und gewannen diese im Laufe der Zeit gegenüber ihren Stadt- und Landesherren. Sie schlossen sich zu Städtebünden zusammen, um den Organisationsrahmen für vertraglich fixierte Ziele festzulegen.

Entwicklung der Kaufmannshanse zur Städtehanse

Im 13. Jahrhundert wurden die Handelswege in Europa sicherer. Dies verminderte zugleich die Bedeutung der Fahrgemeinschaften früherer Jahre, die den Händlern Schutz geboten hatten. Außerdem betrieben viele Kaufleute der Hanse ihre Geschäfte nun vermehrt von den heimatlichen Kontoren aus. Sie verfügten in zahlreichen Städten über eine Vormachtstellung, was sich unter anderem an ihrer ausgesprochen hohen Präsenz in den Stadträten zeigte. Aus diesem Grunde übernahmen die Städte nach und nach die Führung, sodass sich aus der Kaufmannshanse die Städtehanse entwickelte.

Hansequartiere

Unter dem Vorsitz Lübecks entstand ein zunächst sehr lockeres Bündnis zwischen Städten in Westfalen, Pommern, Sachsen, Preußen und im Wendland, die als Hansequartiere bezeichnet wurden. Im Jahre 1356 fand in Lübeck der erste allgemeine Hansetag statt, der dazu führte, dass sich alle hansischen Städte formell zusammenschlossen. Dieses Bündnis bezeichnete den Endpunkt der Entwicklung von der Kaufmannshanse zur Städtehanse.

Organisation der Hanse

Den engeren Kern der Hanse bildeten etwa 70 Städte. Weitere circa 130 Städte waren ihr in zwangloser Form angeschlossen, allerdings nicht zur gleichen Zeit, sondern im Laufe ihrer gesamten Entwicklung. Die einzelnen Hansestädte bestimmten ihre Politik in der Regel selbst. Bei Angelegenheiten, die mehrere Städte betrafen, versuchten diese, ihr Vorgehen zu koordinieren. Die einzige Institution der Hanse, die die Ausrichtung einer gemeinsamen Politik festlegte, war die Hauptversammlung der Mitglieder, der sogenannte Hansetag. Dieser entschied über Handelsprivilegien und Verhandlungen, die mit anderen Städten oder Herrschern aufgenommen werden sollten. Des Weiteren stimmte der Hansetag über die Unterzeichnung von Verträgen sowie den Ausschluss von Mitgliedern oder die Aufnahme neuer Mitglieder ab und trat als Schlichter bei Streitigkeiten auf. Außerdem wurden Blockaden verhängt, Abgesandte bestimmt und wirtschaftliche Vorschriften erlassen. Darüber hinaus traf der Hansetag Beschlüsse über den Einsatz militärischer Maßnahmen, die Krieg oder Frieden bedeuten konnten. Für alle getroffenen Entscheidungen galt, dass es keine Möglichkeit der Berufung gab. Die Hanse zeigte sich dabei keineswegs straff organisiert. So existierten weder offizielle Mitgliederlisten noch eine geschriebene Verfassung. Gemeinsame Finanzen waren lediglich eine temporäre Erscheinung. Exekutivorgane oder eine gemeinsame Flotte gab es ebenfalls nicht.

Dritteltage und Regionaltage

Zusätzlich hielt die Hanse die sogenannten Dritteltage und Regionaltage ab. Städtegruppen, die sich innerhalb der Hanse zusammenschlossen, wurden als Drittel bezeichnet wie etwa flandrisches oder westfälisches Drittel. Als Ergänzung zu den Hansetagen behandelten die Dritteltage regionale Probleme. Die Abgesandten benachbarter Städte trafen sich auf den Regionaltagen. Diese wurden von den Räten der Städte organisiert und hatten neben hansespezifischen Themen auch solche anderer Sachbereiche zum Inhalt.

Ausschluss bei Verfehlungen

Bis etwa 1350 wurden die Städte durch die Teilnahme ihrer Kaufmannschaft am hansischen Handel nahezu automatisch Mitglieder der Hanse. In den folgenden Jahren musste eine Stadt erst einen formellen Antrag stellen, um Aufnahme zu finden. Eine weitere Möglichkeit, die vor allem kleinere Städte nutzten, bestand darin, sich unter Umgehung eines formellen Antrags von einer größeren Mitgliedsstadt aufnehmen zu lassen. Bei Verfehlungen eines Hansemitglieds konnte dieses aus der Organisation ausgeschlossen werden. So galt bereits die mangelnde Einhaltung getroffener Absprachen als Ausschlussgrund. Der freiwillige Austritt eines Mitglieds war ebenfalls möglich. Außerdem konnte eine Stadt auf die Privilegien der Hanse verzichten. Als Mitglieder der Hanse wurden ausschließlich Städte des Deutschen Reiches zugelassen, wobei die Kontore als zentrale Warenumschlagsplätze im Ausland lagen.

Blütezeit der Hanse

Die Blütezeit der Hanse lag in den Jahren von etwa 1250 bis 1400. Zur Zeit ihrer größten Ausdehnung waren die Niederlassungen in einem Gebiet angesiedelt, das nach heutigen Maßstäben sieben europäische Staaten umfasste: Im Westen reichte es von den Niederlanden (Zuidersee) bis zum Baltikum, im Osten bis Russland. Von Norden aus erstreckte es sich von Schweden (Gotland/Visby) bis zur Linie Köln-Erfurt-Breslau-Krakau im Süden. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts hinein besaß die Hanse praktisch ein Monopol auf den Warenverkehr zwischen Nordwest- und Nordosteuropa. Die Organisation des Handels lief über die Kontore als zentrale Umschlagplätze, deren wichtigste in London, Brügge, Bergen und Nowgorod angesiedelt waren. Neben diesen großen Niederlassungen unterhielt die Hanse über ihr ganzes Handelsgebiet verteilt noch eine Reihe kleinerer Dependancen, die als Faktoreien bezeichnet wurden. Die Hanse war in der Zeit ihrer größten Machtfülle in der Lage, zur Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen und politischen Interessen Kriege zu führen sowie Wirtschaftsblockaden gegen Königreiche und Fürstentümer zu verhängen.

Begünstigende Faktoren des Niedergangs

Aber trotz ihrer komplexen Struktur und Organisation hielt die Blütezeit der Hanse nur kurze Zeit an. Etliche Faktoren begünstigten ihren Niedergang. Obwohl die Hanse ihr Handelsvolumen stetig ausweitete, setzten sie politische und wirtschaftliche Umwälzungen unter Druck. So führte die zunehmende Konkurrenz im Ausland dazu, dass die Hanse um die begehrten Privilegien kämpfen musste. Kriege und Auseinandersetzungen sowie die damit verbundenen finanziellen Anstrengungen schwächten sie zusätzlich und ihr Einfluss begann zu schwinden. Außerdem gewannen die Territorialherrscher im Deutschen Reich an Macht und erhöhten den Druck auf die einzelnen Städte. Die Herrscher nahmen den Handel selbst in die Hand, was zur Schließung von Niederlassungen der Hanse im Ausland führte. Der hansische Handel wurde nun nicht mehr gefördert, sondern behindert.

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