Der Kreuzzug von Ludwig IX. (Sechster und Siebter Kreuzzug)
Jerusalem war den Christen bereits verloren. Im Oktober 1244 stand ein Heer der Kreuzfahrer einem ägyptischen Heer in der Schlacht von Forbie gegenüber. Verbündete syrische Ayyubiden unterstützten die Kreuzfahrer. Die Ägypter schlugen die christliche Streitmacht jedoch vernichtend, obwohl deren Anführer das größte Aufgebot an Kämpfern seit dem dritten Kreuzzug in die Schlacht geführt hatten. Das christliche Heer zeigte sich danach außerstande, weiterhin offensiv tätig zu werden. Die Ritterorden beklagten den Verlust vieler Mitglieder, die in der Schlacht gefallen waren. So konnten sich die Orden lediglich noch der Sicherung ihrer Burgen widmen.
Keine unmittelbare Zerstörung der Kreuzfahrerstaaten
Die für die Christen katastrophale Lage führte aus zwei Gründen nicht zur unmittelbaren Zerstörung der Kreuzfahrerstaaten. Zum einen kümmerten sich die Ägypter im Anschluss an die Schlacht erst einmal um ihre muslimischen Gegner in Syrien und begannen erst danach mit der Belagerung Askalons. Zum anderen zog im Osten eine neue, unerwartete Bedrohung auf: die Mongolen. Die Aufmerksamkeit der gesamten muslimischen Streitkräfte richtete sich nun für eine gewisse Zeit auf diese Kämpfer.
Dschingis Khans Erben im Vorderen Orient
Unter Dschingis Khan und seinem Enkel Batu hatten die Mongolen eine beispiellose Expansion erfahren, die sie im Westen bis an die Grenzen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation führte. Ein weiterer Enkel Dschingis Khans, Hülägü, eroberte 1258 Bagdad. Er marschierte 1260 nach Syrien und nahm Aleppo sowie Damaskus ein. Die Christen bewerteten die Siege der Mongolen als vorteilhaft für die Ziele der Kreuzfahrer und begrüßten sie als Verbündete. Am 3. September 1260 wurden die Mongolen jedoch von den ägyptischen Mamelucken in der Schlacht von Ain Dschalud entscheidend geschlagen.
Kreuznahme Ludwigs IX.
Nach der Nachricht von der verlorenen Schlacht von Forbie nahm der französische König Ludwig IX., der wegen seiner tiefen Frömmigkeit und seines tadellosen, maßvollen Lebenswandels den Beinamen „der Heilige“ trug, das Kreuz und zog in Richtung Vorderer Orient. Über Zypern gelangte sein Heer am 4. Juni 1249 nach Damiette, das am 6. Juni erobert wurde. Im Winter begann der Feldzug ins Landesinnere, wo das Heer Ludwigs allerdings im Februar 1250 bei Mansura eine vernichtende Niederlage erfuhr. Der Rückzug war von Entbehrungen gekennzeichnet und gestaltete sich mühselig. Das Heer zeigte sich von Angriffen, Krankheiten und Seuchen geschwächt und ergab sich am 6. April 1250. Der König geriet in Kriegsgefangenschaft. Gegen ein hohes Lösegeld und die Rückgabe von Damiette kam Ludwig IX. frei. Er blieb noch bis 1254 im Heiligen Land und trug dort durch Waffenstillstandsverhandlungen, die Einrichtung einer französischen Garnison und den Ausbau der Verteidigungsanlagen zur Konsolidierung der christlichen Herrschaft bei.
Erneute Kreuznahme Ludwigs
Am 2. März 1267 nahm König Ludwig IX. erneut das Kreuz und brach am 2. Juli 1270 gen Tunis auf. Die Kreuzfahrerstaaten bedurften der Hilfe, denn ihnen war mit der aufstrebenden Militärmacht der Mamelucken unter Sultan Baibars (1260 bis 1277) ein mächtiger Gegner erwachsen. Baibars Truppen hatten 1268 Jaffa und Antiochia erobert, die Kreuzfahrerburgen Krak de Chevaliers, Gibelacar und Chastel Blanc eingenommen und bedrohten nun Akkon. Neben Ludwig beteiligten sich König Jakob I. von Aragon und König Edward von England an diesem Kreuzzug.
Tod Ludwigs
Jakob I. begann seinen Kreuzzug am 1. September 1269, kehrte aber wegen Sturmschäden mit seiner Flotte wieder um. In Ludwigs Heer brach vor Tunis eine Epidemie aus, die den König am 25. August 1270 das Leben kostete. Des Königs Bruder, Karl von Anjou, befahl daraufhin den Rückzug. Edward zog am 9. Mai 1271 über Nordafrika nach Akkon und kehrte nach einigen Feldzügen und einem Waffenstillstandsabkommen mit Baibars am 22. September 1272 nach Europa zurück. Der Waffenstillstand bedeutete eine Atempause, die Bedrohung bestand jedoch weiter.
Mangelnde Unterstützung der Kreuzfahrerstaaten
Die lateinischen Herrscher jener Zeit beschäftigten sich allerdings zu intensiv mit anderen Angelegenheiten, um die Hilferufe aus den Kreuzfahrerstaaten zu vernehmen. Es ergingen zwar immer wieder Kreuzzugsaufrufe, aber es gelangten nur kleine Truppenkontingente zur Unterstützung ins Heilige Land. Am 26. April 1289 eroberten arabische Truppen Tripolis, im Frühjahr 1291 zog ein großes Mameluckenheer unter Sultan Al-Asraf Halil (1290 bis 1293) gegen Akkon. Am 18. Mai fiel die Stadt und mit ihr die letzte christliche Bastion im Heiligen Land. Ähnlich wie zuvor in Tripolis massakrierten muslimische Kämpfer die männliche Bevölkerung, die nicht mittels Schiffen fliehen konnte. Frauen und Kinder wurden in die Sklaverei verkauft. Die überlebenden Kreuzfahrer fanden auf Sizilien eine neue Heimat. Dort hielten sie nicht nur die Erinnerung an das verlorene Königreich Jerusalem wach, sondern schmiedeten auch den einen oder anderen Rückeroberungsplan.
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