Reisen im Mittelalter
Man könnte meinen, dass die Gesellschaft des Mittelalters mit dem Begriff "reisen" wie man ihn in der heutigen Zeit versteht, nicht vertraut war. Dies ist ein großer Irrglaube. Damals reiste man zwar nicht zum Vergnügen, dennoch aber aus diversen zweckmäßigen Gründen. Darunter fielen unter anderem höfische und militärische Reisen, sowie Reisen von Fernkaufleuten oder Pilgern. Aber auch Geistliche und Gelehrte waren oftmals gezwungen ihren Wohnsitz aufzugeben, um die Forschung zu unterstützen oder ihren Glauben weiter zu verbreiten.
Reisen zu Zeiten des Mittelalters war hingegen nicht ganz so bequem wie aus heutiger Perspektive. Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts bestanden die Wege größtenteils aus Trampelpfaden. Erst gegen Anfang des Spätmittelalters wurden die Reisestrecken kontinuierlich verbessert, indem unbefestigte Wege durch neue Brücken und Straßen ersetzt wurden. Diese Maßnahmen machten die Umstände für Reisende zunehmend komfortabler.
Gründe fürs Reisen
Während die Menschen in früheren Zeiten recht häufig reisten - das Reisen als „Lebensaufgabe“ verstanden - galt es im Spätmittelalter eher als Notwendigkeit. Gereist wurde, wenn es die Lebensphasen erlaubten oder man dazu verpflichtet war. Dies war bedingt durch die hohen Zölle für "sichere" Wege, aber auch die hohen Lebenserhaltung- und Nachtlagerkosten. Für Pilger war dies jedoch keine Einschränkung, da sie von Zöllen befreit waren und oft mittellos reisten.
Zu den beruflich Reisenden gehörten unter Anderem die Boten. Sie übermittelten Briefe und Eilbotschaften. Wenn es sein musste, konnten sie zu Pferde fast hundert Kilometer pro Tag zurücklegen.
Wegelagerer und sonstige Unannehmlichkeiten
Die Wege bestritt man entweder zu Fuß, mit dem Schiff oder auf dem Pferd. Doch ungefährlich war dies nicht. Zu Fuß oder auf dem Pferd kreuzten Wegelagerer die Routen, auf dem Wasser lauerten Seeräuber. Um auf Landwegen Risiken zu vermindern, schütze man sich durch das Tragen einfacher Kleidung und/oder reiste ohne jegliche Wertgegenstände: Plünderer vergriffen sich vorzugsweise an wohlhabendem Volk.
In manchen Gegenden gab es Unterstützung durch das Geleit. Dies waren bewaffnete Wegbegleiter, die dem persönlichen Schutz dienen sollten. Sie konnten jedoch nur von einem meist königlichem Geleitsherren, zur Verfügung gestellt werden und kosteten die Reisenden auf ihren Wegen viel Geld. Vor Betrügern war man aber auch nicht sicher. Das Taschengeleit, wie es bezeichnet wurde, forderte Gelder ohne jegliche Gegenleistung zu erbringen. Aus diesen Gründen bildete man Reisegruppen, bzw. nahm Umwege in Kauf.
Durch schlechte Witterung oder die politische Lage war es oftmals üblich, dass sich die Ankunft verzögerte. Es bedurfte daher vorausschauender Planung. Trotz aller Reiseerfahrungen war dennoch nicht absehbar welche Gefahren einem begegnen würden.
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