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Die Karolinger

Die Karolinger entstammten einem fränkischen Adelsgeschlecht aus der Region Maas/Mosel (Metz, Verdun und Namur). Ihre Geschichte lässt sich bis ins frühe 7. Jahrhundert zurückverfolgen. Arnulf von Metz aus dem Geschlecht der Arnulfinger und der Pippinide Pippin der Ältere gelten als die Ahnherren des Geschlechts. Sie waren Teil des austrischen Adels, der dem neustrischen König Clothar II. im Kampf gegen Königin Brunichild zur Herrschaft über das gesamte Merowingerreich verhalf.

Sukzessive Ausweitung der Macht der Karolinger

Die Bezeichnung „Karolinger“ wurde erst später eingeführt. Sie leitet sich von dem Namen Karl und von den beiden bedeutendsten Trägern dieses Namens innerhalb ihres Adelsverbands ab: Karl Martell und Karl der Große. Beide hatten zunächst das Hausmeieramt inne. Dieses umfasste die Aufsicht über die Staatsfinanzen und ihre Verwaltung sowie weitgehende politische Befugnisse. Durch geschickte Ausübung des Amts und eine ebensolche Heiratspolitik weiteten sie ihre Macht beständig aus, vermehrten ihren Reichtum und verstärkten damit ihren Einfluss gegenüber den Merowingerkönigen und den anderen Adelsfamilien.

Stetig abnehmende Macht der Merowinger

Seit dem Tod des Merowingers Dagobert I. im Jahre 639 übten die Karolinger faktisch – abgesehen von kleineren Unterbrechungen – im Reich der Franken die Herrschaft aus. Pippin der Mittlere (um 635 bis 714) stellte die Einheit des Frankenreichs unter austrischer Führung wieder her und stieg zum König der Franken auf, nachdem er den neustrischen Hausmeier Berchar 687 besiegt hatte. Er versuchte, die Vorherrschaft seiner Familie im Reich zu sichern, indem er seine Söhne Grimoald II. als Hausmeier in Neustrien und Drogo als Herzog in der Champagne einsetzte. Den Merowingern gestand man lediglich noch nominelle Führungspositionen als Könige zu. Ihr Anspruch auf die Königswürde wurde allerdings noch allgemein akzeptiert.

Karl Martell setzt sich gegen Merowinger durch

Nach Pippins Tod kam es zu einer kurzen Gefährdung des karolingischen Machtanspruchs. Seine beiden ehelichen Söhne waren bereits vor ihm verstorben. Sein Sohn Karl Martell entstammte der Beziehung zu einer Mätresse und war somit eigentlich nicht erbberechtigt. Es gelang ihm jedoch, sich im Erbstreit durchzusetzen und seinen Führungsanspruch geltend zu machen. Karl konnte seine Herrschaft soweit festigen, dass es ihm möglich wurde, ab dem Jahre 737 als Hausmeier praktisch selbst in königlicher Stellung zu regieren, ohne einem von ihm eingesetzten König aus dem Geschlecht der Merowinger dienen zu müssen.

Aufteilung des Reichs nach Karl Martells Tod

Wie weit sich die karolingische Herrschaft an die Merowinger angenähert hatte, lässt sich durch die Tatsache belegen, dass Karl Martell nach seinem Tod 741 in der merowingischen Königsabtei von St. Denis beigesetzt und das Reich unter seinen Söhnen Pippin dem Jüngeren und Karlmann aufgeteilt wurde. Teile Pippin der Jüngeredes Adels im Reich widersetzten sich den karolingischen Hausmeiern, sodass sich die beiden Brüder gezwungen sahen, im Jahre 743 den merowingischen König Childerich III. zur Stärkung der karolingischen Position einzusetzen.

Die Vertreibung Childerichs vom Thron

747 übergab Karlmann seinen Teil des Reichs an Pippin den Jüngeren und zog sich in ein Kloster zurück. Pippin hatte sich bereits 734 mittels seiner Adoption durch den langobardischen König Luitprand die Stellung eines Königssohns verschafft. Durch die Hinwendung zum Papsttum 750 und die Unterstützung des fränkischen Adels erlangte er im Jahre 751 endgültig die Königswürde und wurde damit zum Gründer der zweiten fränkischen Dynastie. Dem Merowinger Childerich wurde das Königsheil genommen, das heißt, man schnitt seine langen Haare als äußeres Zeichen seiner Königswürde ab, schor ihm den Kopf kahl und verbannte ihn in ein Kloster. Das Bündnis Pippins mit dem Papsttum führte zum Zerwürfnis mit den in Italien herrschenden Langobarden, zur Zerschlagung und Eroberung ihres Reichs und der Gründung des Kirchenstaates. Erstmals spielte bei dem Dynastiewechsel der Aspekt des Gottesgnadentums eine Rolle. Gott schien den erfolglosen Merowingern nicht mehr gewogen zu sein, den aufstrebenden Karolingern um so mehr.

Karl der Große

Pippin ließ seine Söhne Karl und Karlmann im Jahre 754 ebenfalls salben und nahm so das von den Merowingern praktizierte Prinzip der geteilten Herrschaft wieder auf. Um die stetig schwelenden Konflikte zwischen Austrien und Neustrien einzudämmen, teilte Pippin das Reich noch zu seinen Lebzeiten (768) in Nord-Süd-Richtung. Diese Teilung blieb nicht lange bestehen, da der frühe Tod Karlmanns 771 zur Wiederherstellung der karolingischen Einheitsherrschaft unter Karl dem Großen führte. Die 46 Jahre dauernde Herrschaft Karls bedeutete eine erneute Blüte für das Reich. Angelehnt an die Vorstellung, ein neues Römisches Reich zu erschaffen, setzte Karl viele Reformen und Entscheidungen um, die das Bild des heutigen Europas prägen. In zahlreichen Feldzügen erweiterte er das Territorium des Frankenreichs deutlich. Die Verbreitung des Christentums war ihm ein besonderes Anliegen. Seine Regierungszeit gipfelte in der Krönung zum Kaiser in Rom im Jahre 800.

Verlagerung des Machtzentrums

Der Aufstieg der Karolinger verhinderte den drohenden Verfall des fränkischen Merowingerreichs. Die politische Vereinigung und die Erneuerung des weströmischen Kaisertums führten zur bedeutsamen Verlagerung des westeuropäischen Machtzentrums vom Mittelmeerraum nach Deutschland und Frankreich. Als Könige der Franken legten sie, allen voran der „Vater Europas“ genannte Karl der Große, in politischer und kultureller Hinsicht die Grundlagen für die weitere geschichtliche Entwicklung und wurden zu den legitimierenden Vorbildern für die nachfolgenden Königsdynastien und die Fürstenhäuser, die ihren Ursprung auf die Karolinger zurückführten.

Der Niedergang der Karolinger

Das 9. Jahrhundert war geprägt durch innere und äußere Wirren. So erschütterten unausgesetzt auftretende Thronstreitigkeiten das innere Gefüge des Reichs. An der Spitze des Staates stand nun Karls Sohn Ludwig der Fromme, der heute als der schwächste und unfähigste seiner Söhne angesehen wird. Die mit dem Lehnswesen verbundene Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großenaristokratische Grundherrschaft entzog dem König darüber hinaus die Mittel zur Beherrschung größerer Räume, sodass sich das Reich nach außen geschwächt zeigte. Die äußere Sicherheit wurde zusätzlich durch die einfallenden Normannen, die Araber und die Magyaren bedroht. Vor allem der Einfall der auch Wikinger genannten Normannen in das karolingische Europa bedeutete das Ende dieser Ära.

Endgültige Teilung des Frankenreichs

Noch zu Lebzeiten Ludwigs des Frommen folgten innerdynastische Streitigkeiten: Seine Söhne Karl II., Ludwig II. und Lothar I. erhoben sich gegen ihren Vater und führten auch untereinander in unterschiedlichen Konstellationen Kriege. Im Vertrag von Verdun einigten sich die Brüder im Jahre 843 auf die Teilung der Herrschaft, wodurch die endgültige Zersplitterung des Frankenreichs besiegelt wurde. Durch die Enkel Karls des Großen teilte sich das Geschlecht der Karolinger in drei Linien, deren Vertreter in Italien bis 875, in Deutschland bis 911 und in Frankreich bis 987 als Könige regierten.

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