Der fünfte Kreuzzug
Sorgfältig vorbereitet durch zahlreiche Predigten, die er zuvor gehalten hatte, rief Innozenz III. 1213 mit der Bulle „Quia major“ zu einem neuen Kreuzzug auf. Auf dem IV. Laterankonzil im Dezember 1215 ließ sich der Papst von seinen Kardinälen das Recht zusichern, den Klerus zu Zwecken der Finanzierung des Kreuzzugs besteuern zu dürfen.
Eroberung der Stadt Damiette
Der Kreuzzugsaufruf des Papstes traf auf hohe Bereitschaft zur Teilnahme seitens der weltlichen Herrscher. Zuerst schiffte sich ein Heer unter dem Befehl des Königs Andreas II. von Ungarn ein und erreichte im Herbst 1217 Akkon. Die Hauptmacht unter Herzog Leopold VII. von Österreich folgte im Frühjahr 1218. Ein Zerwürfnis unter den anführenden Adligen leitete jedoch den Abzug des ungarischen Königs ein. Die verbliebenen Kreuzfahrer fassten den Plan, gegen die in Ägypten in der Nachfolge Saladins residierenden Ayyubiden zu Felde zu ziehen. Sie nahmen an, dass die Eroberung Ägyptens die Rückeroberung Jerusalems erleichtern würde und das Heilige Land danach einfacher kontrolliert und gesichert werden könnte. Im Mai 1218 rückten die Kreuzfahrer gegen die im Nildelta gelegene Stadt Damiette vor. Erst nach einer 18 Monate andauernden Belagerung fiel die Stadt am 4./5. November 1219. Viele Einwohner der Stadt waren zu diesem Zeitpunkt bereits durch Hunger entkräftet gestorben, die Überlebenden wurden getötet oder in die Sklaverei verkauft.
Ausschlagung aller Friedensangebote
Leopold VII. hatte sich bereits vor dem Fall der Stadt auf die Rückreise begeben, sodass die Truppen nun unter der Führung des päpstlichen Legaten Kardinal Pelagius standen. Sultan Al-Kamil (1218 bis 1238) ließ den Kreuzfahrern mehrere großzügige Friedensangebote zukommen, in denen er die Übergabe der vormals zum Königreich Jerusalem gehörenden Gebiete, die Rückgabe sämtlicher von Saladin erbeuteten Reliquien und die Freilassung aller Kriegsgefangenen versprach. Der Kardinal lehnte diesen Friedensvorschlag jedoch ab und weigerte sich, Verhandlungen mit den Sarazenen aufzunehmen. Franz von Assisi, der an diesem Kreuzzug ebenfalls teilnahm, versuchte nicht nur zu vermitteln, sondern auch den Sultan zu bekehren, was ihm allerdings nicht gelang. Das weitere Vordringen nach Ägypten verzögerte sich bis zum Sommer 1221, da die Kreuzfahrer auf das versprochene Eintreffen des Staufers Friedrich II. warteten, der allerdings erst viel später im Heiligen Land eintreffen sollte.
Scheitern der vollständigen Eroberung Ägyptens
Das Ziel von Kardinal Pelagius lag in der vollständigen Eroberung Ägyptens. Die Kreuzfahrer entschieden sich im Juli 1221, durch das Nildelta gegen Kairo vorzurücken. Auf ihrem Weg durch sumpfiges Gelände wurden sie im August bei Mansura zwischen zwei Nilarmen von einer muslimischen Armee eingeschlossen und erlitten eine schwere Niederlage. Die überlebenden Kreuzfahrer erhielten im Gegenzug für die Aufgabe Damiettes die Zusage, unbehelligt abziehen zu können. Auch dieser Kreuzzug, der stärker als jeder andere zuvor unter der Leitung des Papstes gestanden hatte, war damit recht schmählich gescheitert.
Kreuznahme Friedrichs II.
Kaiser Friedrich II. hatte bei mehreren Gelegenheiten seine Teilnahme an einem Kreuzzug – unter anderem am fünften – gelobt, sah sich jedoch jedes Mal durch die politischen Umstände oder durch Unpässlichkeit an der Erfüllung seines Gelübdes gehindert. Da er seinem Versprechen nicht nachkam, verlor Papst Gregor IX. (1227 bis 1241) die Geduld und exkommunizierte den Kaiser. Vom Papst gebannt machte der Staufer sich nun doch noch auf den Weg ins Heilige Land und traf im September 1228 in Akkon ein. Die meisten Kreuzfahrer hatten das Land zu diesem Zeitpunkt bereits wieder verlassen. Friedrich bezweifelte jedoch, dass ein Krieg gegen die Muslime erfolgreich sein könnte, da sein Heer viel zu schwach war, um siegreich aus einer Schlacht hervorzugehen. Des Weiteren stand er vor dem Problem, als vom Papst Gebannter einen Kreuzzug anzuführen. Von den ständig vor Ort weilenden Kämpfern, die hauptsächlich den drei großen Ritterorden angehörten, standen dem deutschen König nur jene des Ritterordens „Ordo teutonicus“ zur Seite, deren Mitglieder sich ihm gegenüber loyal verhielten. Die beiden anderen Orden versagten ihm die Unterstützung, da bekannt war, dass der Papst ihn exkommuniziert hatte. Friedrichs II. Streitmacht trat also – außer in wenigen kleineren Gefechten – militärisch so gut wie gar nicht in Erscheinung. Es gelang ihm aber durch sein Verhandlungsgeschick mit dem Sultan Al-Kamil einen auf die Dauer von zehn Jahren angelegten Waffenstillstand und die Rückgabe Jerusalems an die Christen zu erreichen. So besiegelten die beiden Herrscher am 18. Februar 1229 in Jaffa einen entsprechenden Vertrag.
Erneuter Kreuzzugsaufruf durch Gregor IX.
Im Wissen darum, dass der von Friedrich II. mit dem ayyubidischen Sultan Al-Kamil geschlossene Vertrag 1239 auslief, erließ Papst Gregor IX. bereits 1234 den nächsten Kreuzzugsaufruf. Ein französisches Heer unter Theobald IV. von der Champagne und Hugo IV. von Burgund erreichte Akkon im September 1239, im Herbst 1240 traf Richard von Cornwall vor Ort ein. Ein Teil des französischen Heeres war am 13. November von den Ägyptern bei Gaza vernichtend geschlagen worden. Theobald trat daraufhin in Verhandlungen mit den muslimischen Herrschern von Ägypten und Damaskus ein, die Richard fortführte. Für die Christen bedeutete dies im Ergebnis einige Gebietsgewinne. Des Weiteren wurde ein neues Waffenstillstandsabkommen geschlossen. Mit dem muslimischen Nomadenstamm der Choresmier, die aus ihrem ursprünglichen zentralasiatischen Stammland vertrieben worden waren, erwuchs den Kreuzfahrern eine neue Bedrohung. Am 23. August 1244 überfiel ein Heer der Choresmier Jerusalem, tötete die christlichen Einwohner, zerstörte die Kirchen und plünderte die Stadt. Dieses Ereignis markierte das Ende der christlichen Herrschaft über Jerusalem.
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